Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen misstrauen einer Studie zufolge den Medien. Rund 38 Prozent der Befragten unterstellt Medien demnach, absichtlich Nachrichten zu verschweigen, so das Ergebnis der am Dienstag in Berlin vorgestellten "Vertrauensstudie 2022" der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung. Für die Studie wurden 1.582 Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zwischen Februar bis Juni befragt.
Studienleiter Holger Ziegler bewertete diese Ergebnisse als "alarmierend". Eine "gesunde Skepsis" sei sinnvoll und nützlich. Wenn aber nicht nur der Wahrheitsgehalt einer Information in Frage gestellt werde, sondern absichtliche Falschinformationen und Manipulation vermutet würden, "dann bewegen wir uns in einem gefährlichen Bereich von Verschwörungsglauben", sagte der Wissenschaftler.
Der Bundesregierung vertraut der Studie zufolge rund jeder zweite Jugendliche (54 Prozent). Wissenschaftler (76 Prozent) und die Polizei (80 Prozent) genießen mehr Vertrauen.
Laut Studie besitzt ein Viertel der Zwölf- bis Sechzehnjährigen ein geringes Selbstvertrauen. In andere Menschen vertraut demnach rund ein Drittel der Teenager. Mädchen verfügten über weniger Selbstvertrauen und weniger Vertrauen in andere als gleichaltrige Jungen.
Die Jugendlichen vertrauen mit Blick auf ihre Zukunft stärker auf sich selbst als auf die Gesellschaft: Fast die Hälfte blicke positiv auf ihre private Entwicklung. Die Zukunft der Gesellschaft dagegen sehen nur 19 Prozent positiv.
Die Heranwachsenden gaben an, sie sorgten sich vor allem um Klimawandel (74 Prozent), Umweltverschmutzung (69 Prozent), Krieg (gut 66 Prozent) und Armut (64 Prozent).
Kinder blickten im Vergleich zu Jugendlichen vertrauensvoller in die Welt, dennoch ist auch ihr Grundvertrauen laut Studie brüchig. Rund die Hälfte der Sechs- bis Elfjährigen stimmte der Aussage "Was auch passiert, ich komme schon klar" zu. Ängste in der Zukunft haben Kinder der Studie zufolge vor allem vor gefährlichen Krankheiten (70 Prozent) und vor wachsender Armut (65 Prozent).
Ein hohes Maß an Vertrauen sei in der Regel von einem optimistischen Blick auf sich selbst und emotionaler Lebenszufriedenheit begleitet, so Ziegler. Eltern könnten das Vertrauen ihrer Kinder positiv beeinflussen, so die Macher der Studie. Auch die Neigung zu Verschwörungsmythen werde durch das Elternhaus geprägt. (KNA)