Freiburg/Stuttgart 13.12.2022
In der Corona-Pandemie hatten die Familien in Deutschland einen schweren Stand. Bei den ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie wurde leider anderen Bereichen (z.B. der Industrie) Vorrang gegenüber den Familien eingeräumt. Selbst der jetzige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach musste einräumen, dass die Maßnahmen während der Corona-Pandemie weder in Kitas noch in Schulen in diesem Umfang erforderlich gewesen wären. Durch diese sich vor allem über einen sehr langen Zeitraum erstreckenden Maßnahmen (Schließung von Einrichtungen) wurden die Familien in Deutschland überdurchschnittlich stark belastet.
Seit dem Überfall von Russland auf die Ukraine im Februar 2022 steckt Europa nun in der nächsten Krise. Sehr viele Ukrainer:innen mussten wegen des Krieges ihre Heimat verlassen. Polen und Deutschland haben mit Abstand am meisten Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Leider ist nicht absehbar, dass der fürchterliche Krieg in der Ukraine in der nächsten Zeit beendet wird. Durch den Krieg sind auch 126.741 Geflüchtete aus der Ukraine nach Baden-Württemberg gekommen (Stand 04.09.2022, siehe Landtagsdrucksache 17/3155). Zusätzlich hat sich in den letzten Monaten auch die Zahl der Geflüchteten aus anderen Ländern wieder stark erhöht.
All diese Menschen haben ein Recht auf Hilfe und Obdach. Im Unterschied zur Flüchtlingskrise 2015/2016 ist die Aufnahmebereitschaft der heimischen Bevölkerung gegenüber den Menschen aus der Ukraine weiterhin sehr hoch. Nach der Antwort auf eine Anfrage im Landtag (Drucksache 17/3155) sind von den ukrainischen Geflüchteten 80% in Privatunterkünften untergebracht. Die Solidarität mit den Geflüchteten ist stark verbreitet. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Unterbringungsmöglichkeiten auch erhalten bleiben, da die Unterbringung derer, die nicht in Privatunterkünften versorgt werden können, für die zuständigen Kommunen durch den starken Zustrom aktuell immer schwieriger wird. In vielen Teilen von Baden-Württemberg sind die Kapazitäten für ihre Unterbringung nahezu erschöpft und der Winter 2022/2023 steht bevor.
Falls die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr ausreichen, werden Geflüchtete wahrscheinlich in Sport- und Mehrzweckhallen untergebracht werden müssen, wie in einzelnen Kommunen bereits der Fall. Dadurch würden diese Hallen nicht mehr für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen. Auf die Familien würden dann kurz nach der immer noch nicht vollständig beendeten Corona-Pandemie erneut Einschränkungen zukommen. Die Sportmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche würden sich wieder stark verringern und die negativen gesundheitlichen Folgen aus der Pandemie weiter verstärkt.Der Familienbund spricht sich klar für die Unterstützung der Geflüchteten aus. Er plädiert dabei aber dafür, die Bedürfnisse von Familien im Blick zu behalten. Eine massenhafte Belegung von Sporthallen stellt keine familienfreundliche Unterbringung von Geflüchteten dar. Gleichzeitig leiden Familien, Kinder und Jugendliche hierzulande immer noch unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Lehrer:innen- und Erzieher:innenmangel, drohende Schließungen von Schwimmbädern und ausfallende Schwimmkurse aufgrund der Energiekrise tun ihr Übriges dazu. Daher müssen die zuständigen Stellen Lösungen anbieten, die nicht erneut vor allem Familien stark belasten würden.
Bei der Unterbringung und der Versorgung der Geflüchteten ist vor allem der Bund finanziell gefordert. Die von der neuen Bundesregierung angekündigten 400.000 neuen Wohnungen (darunter 100.000 Sozialwohnungen) werden dieses Jahr sicherlich nicht gebaut werden. Dadurch hat sich die Wohnungsnot in Deutschland erneut vergrößert. Es ist Zeit, dass die Verantwortlichen ihren Worten auch endlich Taten folgen lassen.
Bei der Lösung dieser sicherlich nicht einfachen Aufgabe müssen die Belange von Familien berücksichtigt werden. Hallenkapazitäten müssen weiterhin für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen. Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und angesichts der Verunsicherung durch die Energiekrise sind erneute Einschränkungen für Familien nicht mehr zumutbar.
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