Verlässlichkeit in der Kinderbetreuung
Immer mehr Eltern berichten, dass ihr Kindergarten statt der vereinbarten 7 oder 8 Stunden wegen Personalmangel und Krankheit nur noch 6 Stunden geöffnet ist. Für berufstätige Eltern ohne ein Netzwerk von Großeltern oder Freunden vor Ort sind insbesondere kurzfristige Einschränkungen eine Katastrophe und auch für alle anderen eine Situation, die den streng getakteten Familienalltag ins Wanken bringen kann. Die Stadt Tübingen hat aktuell die Öffnungszeiten fast aller KiTas gekürzt. Nur noch an zwei Standorten ist eine lange Ganztags-Betreuung möglich. Durch die Begrenzung erhofft sich die Stadt mehr Verlässlichkeit. Den Familienbund, LV-Ba-Wü, interessierte in den jährlichen Gesprächen mit Landtagsabgeordneten, was die Landesregierung tun kann um die Betreuungssituation zu stabilisieren. Die CDU-Abgeordneten verwiesen auf die praxisintegrierte Ausbildung von Erzieherinnen, auf die Möglichkeit, anstelle einer zweiten Fachkraft in einer KiTa-Gruppe zwei Nicht-Fachkräfte einzusetzen und auf die Möglichkeit, KiTa-Einstiegsgruppen zu bilden. Auch sei es den Kommunen jetzt möglich, vom Betreuungsschlüssel vorübergehend abzuweichen.
Christian Gehring verwies darauf, dass der Fachkräftemangel ist ein bundesweites Problem sei. Leider habe der Beruf der Erzieherin ein schlechtes Image, viel meinten er sei schlecht bezahlt und Aufstiegschancen gäbe es auch nicht. Um diesen Vorurteil zu begegnen, habe die Landesregierung die Werbekampagne „Mehr bekommst du nirgendwo!“ gestartet.
Staatssekretärin Sabine Kurtz ergänzte, dass die Begrenzung der Öffnungszeiten in Tübingen bei der bestehenden Personalnot ein richtiger Schritt sei. Die dadurch erreichte Verlässlichkeit helfe allen. Sie ist auch der Ansicht, dass es mittlerweile nicht mehr möglich sei, jedem individuellen Betreuungswunsch zu entsprechen. Hier müsse ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden. Damit sei dann hoffentlich auch eine neue Wertschätzung familiärer Netzwerke verbunden, womit vielleicht Engpässe an den Randzeiten abgedeckt werden könnten.
Christiane Staab unterstrich, dass öffentliche Betreuungseinrichtungen nicht alles auffangen könnten, was in Familien nicht geleistet werde. Für ein Frühstück zu sorgen sei Aufgabe der Eltern, nicht eine Aufgabe der Schule.
Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung sei sehr wichtig, bestätigten die Vertreter:innen des Familienbundes, doch in der öffentlichen Debatte sei der Eindruck entstanden, dass die Politik ein Familien-Leitbild vertrete, das von der Vollzeitberufstätigkeit beider Elternteile ausgehe. Diesem Leitbild seien Familien gefolgt. Viele Familien brauchen jetzt den Ganztag-Betreuungsplatz, um ihren Erwerbsverpflichtungen nach zu kommen, und nicht alle Familien hätten Oma und Opa in erreichbarer Nähe.
Auch beim Thema Nachhaltigkeit, das nur noch kurz angesprochen werden konnte, gingen die Meinungen auseinander. Für die Abgeordneten der CDU wäre vor dem Hintergrund der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland auch eine etwas längere Laufzeit der vorhandenen Atomkraftwerke eine Option gewesen. Außerdem verwiesen sie auf eine Positionierung ihrer Fraktion, die darauf abzielt, das Potential von Biogas noch stärker zu nutzen. Hier gelte es, einen "schlafenden Riesen" zu wecken. Der Familienbund vertrat die Ansicht, dass beim Thema CO2-Bilanz der Atomkraft die CO2-Belastung bei der Rohstoffgewinnung vernachlässigt werde.