Freiburg / Rottenburg – 27. März 2017 - Neue Wege hat der Erzbischof von München-Freising angekündigt. "Kirche müsse vor Ort sichtbar bleiben, auch bei sinkender Priesterzahl." wird er in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Das Rezept liest sich einfach und ist doch bahnbrechend. „Das wäre auch eine richtige und wichtige Überlegung und Entscheidung für die beiden Baden-Württembergischen Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg“, ist der Landesvorstand des Familienbunds der Katholiken in Baden-Württemberg überzeugt.
Anstatt auf immer größere Verwaltungseinheiten zu setzen, denen zwingend ein Pfarrer vorstehen muss, sollen nun Laien die Gemeinden leiten. "Not gebiert manchmal auch die richtigen Lösungen", sagt Stephan Schwär, Landesvorsitzender des Familienbundes in Baden-Württemberg. "Darauf zu setzen, dass der Priestermangel in den kommenden Jahren weniger wird, hieße die Augen vor der Realität verschließen.“
Der von Kardinal Marx vorgeschlagene Weg wird zu einem Umdenken in den Gemeinden beitragen, davon ist Schwär überzeugt. "Die Pfarrer vor Ort beklagen den jetzigen Zustand. Spiritualität und pastorale Aufgaben müssen zurückstehen, weil finanzielle und personelle Verantwortlichkeiten so großen Platz beanspruchen. In dieser Einschätzung sind sich Priester und Laien ziemlich einig." Die wichtigste Aufgabe von Kirche sei es aber nach wie vor, nahe bei den Menschen zu sein, formuliert der Landesvorstand.
Der Mangel an Nähe macht sich vor allem für Kinder und ältere Menschen bemerkbar. „Wer nicht so mobil ist, braucht Kirche im Nahraum.“, davon ist der Landesvorstand überzeugt.
Dem Familienbund geht es bei der Unterstützung nicht um ein Gegeneinander von Priestern und Laien. Vielmehr mache der Vorschlag von Kardinal Marx ernst mit der Überzeugung des Zweiten Vatikanischen Konzils, die das allgemeine Priestertum aller Gläubigen betont. "Die Frage, wer eine Gemeinde leiten soll, darf nicht zu einer Konkurrenzsituation werden. Nur im gedeihlichen Zusammenwirken von Priestern und Laien hat die katholische Kirche die Möglichkeit, sichtbar zu bleiben und für ihre Werte einzutreten. Wer in die Welt schaut, sieht sofort, wie wichtig das ist."