Freiburg /Rottenburg 03. Juli 2017 – Der Bundestag beschließt, Menschen jubeln, andere schütteln den Kopf – selten wurde über eine Abstimmung im Deutschen Bundestag so intensiv diskutiert. Die „Ehe für alle“ hat es in sich. Gejubelt haben die Menschen, die sich in unserer Gesellschaft diskriminiert fühlten, weil ihnen die Möglichkeit, eine Ehe vor dem Standesbeamten einzugehen, verweigert wurde. Dabei hatte nur Weniges zur vollständigen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren mit Ehepaaren gefehlt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass hinter der vehement geführten Diskussion große Emotionen stecken. Die Hinhaltetaktik der Politik hat bewirkt, dass für die Befürworter eine Gleichstellung ohne „Ehe“ im Titel nicht mehr denkbar war“ sagt Stephan Schwär, Vorsitzender des Landesverbands und des Familienbundes in der Erzdiözese Freiburg.
„Und auch die Gegner der ‚Ehe für alle‘ waren stark emotional unterwegs. Da wurden Ängste frei, gesellschaftliche Veränderungen dämonisiert, verfassungsrechtlichen Bedenken ins Spiel gebracht“ ergänzt Karlheinz Heiss, der Vorsitzende des Familienbundes der Diözese Rottenburg-Stuttgart und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands. „Wenn wir die breite Zustimmung in der deutschen Bevölkerung zur Gleichstellung anschauen, dann wirkt der Ruf nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts hilflos“, so Heiss. Der Präsident des Familienbundes der Katholiken, Stefan Becker, lenkt den Fokus auch noch in eine andere Richtung: „Die Leidenschaft, mit der in den letzten Tagen diskutiert wurde, wünschen wir uns auch bei der Frage, wie Familien so unterstützt werden können, dass jede Familie – unabhängig von ihrer jeweiligen Ausprägung – bestmöglich gelingen kann.“
Für die katholische Kirche ändert sich mit dem Beschluss des Bundestags im Übrigen nichts. Der sakramentale Charakter des Eheverständnisses bleibt wie er ist: keine katholische Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und Geschiedene. Und was wird aus dem Wunsch nach einer Segnung dieser Verbindungen? „Klug wäre, aus der jetzt eingetretenen Situation zu lernen: der Dialogprozess muss offen, intensiv und unter Einbeziehung Aller geführt werden,“ sagt Schwär, „und wir dürfen unsere Richtschnur nicht aus dem Auge lassen: die christliche Botschaft der Liebe Gottes, die allen Menschen gilt.“